Kunden überfluten Sparkassen mit Geld

Kunden überfluten Sparkassen mit Geld

Finanzen

Sparkassen können sich während der Corona-Zeit kaum vor Kundengeldern retten, profitieren aber nicht von diesem Angriff. “Im Jahr der Krise 2020 haben uns Kunden mehr denn je ihr Geld anvertraut”, sagte Präsident Michael Ermrich vom Dachverband der Sparkassen in Ostdeutschland (OSV). “Unsere Sparkassen haben jedoch keine Möglichkeit, dieses Geld oder mit Zinsen anzulegen.” Grund ist die langfristige Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Institute vor große Probleme stellt und letztendlich das Geschäftsmodell der Sparkassen gefährdet. Aufgrund des rückläufigen Zinsüberschusses, der größten Einnahmequelle für Sparkassen, schließt OSV nicht aus, dass Kunden künftig mehr für Sparkassenleistungen zahlen müssen.

Sparkassen in anderen Teilen Deutschlands leiden ebenfalls unter dem gleichen Phänomen. Nach Angaben des Verbandes der Sparkasse Westfalen-Lippe hat eine “ausgeprägte Vorsorgeökonomie” dazu beigetragen, dass die Kundeneinlagen ein Höchstniveau von 113 Milliarden Euro (plus 9%) erreichten.

Ermrich von OSV beschwerte sich darüber, dass die negativen Einlagenzinssätze der EZB dazu führten, dass “Sparkassen – wenn Kunden Geld auf ihre Girokonten überweisen – negative Zinsen an die EZB zahlen”. Das bereits traditionell hohe Einlagenportfolio stieg um fast zehn Prozent auf den Rekordwert von 120,3 Milliarden Euro. “Sparkassen wurden buchstäblich mit Ersparnissen überflutet”, sagte OSV-Chef Wolfgang Zender. Was bedeutet, dass billiges Bargeld für Institute in normalen Zeiträumen nach Schätzungen des OSV sechs Jahre lang zu zusätzlichen Belastungen geführt hat.

Mehr Entgelt ist zu erwarten

Das Betriebsergebnis vor Bewertung ging 2020 zum dritten Mal in Folge um 3,5% auf 1,15 Mrd. € zurück. Bis 2018 haben Sparkassen einen Gesamtgewinn von rund 166 Millionen Euro verloren, sagte Ermrich. Dies entspricht den Mitteln, die die östlichen Sparkassen in den letzten dreieinhalb Jahren zur Unterstützung von Kultur, Sport, sozialen Projekten und Bildung bereitgestellt haben.

Die Gewinne werden auch 2021 sinken, sagte Zender. “Der Zinsüberschuss fällt auseinander.” Die rund 45 Sparkassen haben ihre Provisionserlöse seit 2014 um rund 30% gesteigert. “Aber das ist noch lange nicht genug”, warnte Zender.

Auch Sparkassen in Westfalen wollen unabhängig vom Zinsgeschäft werden, beispielsweise durch eine kontinuierliche Steigerung der Provisionsaktivität, sagte der Manager des Verbandes, Jürgen Wannhoff. Es werden auch Preiserhöhungen für Girokonten in den nächsten Monaten erwartet. Und bei neuen Großinvestitionen ist auch von Sparkassen mit der Einführung von Negativzinsen, den sogenannten Depotgebühren, zu rechnen. Das Betriebsergebnis des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe vor der Bewertung ging 2020 um 1,1 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro zurück.





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