Ohne Lesen oder Schreiben – leben

Ohne Lesen oder Schreiben – leben

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Für etwas mehr als 12% der erwerbstätigen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren ist die marginale Alphabetisierung jedoch ein alltägliches Hindernis. Das sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Hamburg. In der Studie sagten die Forscher, dass die 6,2 Millionen sogenannten marginal gebildeten Personen eine Zahl sind, die einzelne Buchstaben, Wörter oder einzelne Sätze lesen können, aber Schwierigkeiten haben, Sätze miteinander zu verbinden.

K. Goldenstein ist eine 60-jährige Frau, die Strategien für die Bewältigung der täglichen Herausforderungen beim Schreiben entwickelt hat. Trotz ihrer Schreibprobleme sieht sie sich immer noch glücklich. Sie genießt es ein gutes Buch zu lesen, wenn auch langsam.  Einige Verlage sind auf die Veröffentlichung vereinfachter Versionen von Weltliteratur oder Bestsellern spezialisiert, sagt sie. Goldenstein schloss nach der 10. Klasse mit einem Schulabschluss ab und absolvierte eine Berufsausbildung. Sie arbeitete in einem Metzgermarkt. Sie ist verheiratet und mittlerweile im Ruhestand. Sie fragt sich, wie es sein kann in einem entwickelten Land, in dem der Schulbesuch obligatorisch ist, dass Menschen ihren Abschluss machen, ohne auf fortgeschrittenem Niveau lesen oder schreiben zu können.

In den 60er und 70er Jahren, in denen sie aufwuchs, hätten Lehrer und Eltern Kindern mit Lese- oder Schreibschwierigkeiten keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Sie schloss das Studium ab, weil sie gut Deutsch sprach und ihre Schreibmängel die Gesamtnote ausgleichen konnte. Vor einigen Jahren, nach schweren Krankheiten, suchte Goldenstein Hilfe. Als Sprecherin eines von ihr mitgegründeten Schriftstellerkollektivs hat sie sich auch zur Lernbotschafterin mit Sitz in Münster entwickelt. Der Verein bietet landesweit Informationen zu Alphabetisierungskursen an. Außerdem wird eine anonyme Hotline für Rechtsbeistandssuchende zur Verfügung gestellt.Henning, Projektleiter des Vereins sagte, die Gründe für funktionales Analphabetentum seien vielfältig.

Ein Faktor sei das Schulsystem. Wenn Kinder in der Grundschule nicht gut lesen oder schreiben lernen, können sie die weiterführende Schule nur selten nachholen. Andere Probleme können Legasthenie oder Aufmerksamkeitsstörungen sein. Der Tod eines Elternteils oder eine Scheidung kann Kinder vor weitere Lernprobleme stellen. Dieses sehe man im Alltag oft.
Obwohl sich die Ergebnisse der Studie gegenüber 2010 verbesserten, waren die Ergebnisse dennoch alarmierend. Die Fähigkeiten des geringfügig Gebildeten sind sehr unterschiedlich. Einige, wie Goldenstein, können Bücher lesen und genießen. Andere verlassen ihrem Bezirk nicht, weil sie keine Straßenschilder erkennen können. Laut der Studie sind über 50% der Betroffenen deutschsprachige Muttersprachler. 47% haben einen fremden Hintergrund und lernten zuerst eine andere Sprache. Von diesen beherrschen 80% das Lesen und Schreiben in ihrer Muttersprache. Kerstin Goldenstein sagt dass trotz der Herausforderungen in Bezug auf die Lese- und Schreibkompetenz die Weiterentwicklung der Fähigkeiten im späteren Leben zu einer deutlichen Verbesserung geführt habe. Die Menschen müssten erkennen, dass es ein großes Problem für die Gesellschaft ist, wenn die Menschen nicht vollständig lesen und schreiben können. Es ist aber ein politisches Problem.